Gestern war ich zu Besuch beim Berliner Funkturm, der kleineren, älteren Schwester des Berliner Fernsehturms. Noch schnell, kurz bevor sie in die Sommerpause geht. Ja, ich weiß, es heißt der und nicht die Funkturm. Und doch kann ich nicht anders: Der Funkturm ist für mich weiblich. Es ist irgendwie ein Gefühl, – genauso wie die siebziger Jahre gefühlt gelb sind oder Häuser manchmal aussehen, als hätten sie Gesichter. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur an der Form. Der Berliner Funkturm steht auf einer Grundfläche von 20 mal 20 Metern fest und gut geerdet auf vier Füßen und verjüngt sich nach oben hin immer weiter. Das Restaurant in 55 Metern Höhe sieht aus wie ein Rock und die Aussichtsplattform in 126 Metern Höhe erscheint mir wie ein Kopf, der offen und zugewandt über Berlin blickt, mit schickem Hut, der in einer Antennenspitze in 147 Metern Höhe endet. Naja, wie auch immer, gestern war ich also zu Besuch, – zusammen mit meiner Familie. Leider war das Timing nicht so gut. Als wir ankamen, regnete es dicke Tropfen und die Aussichtsplattform war witterungsbedingt geschlossen. Das mit dem Schließen kann ganz schnell gehen, wenn es zu stark regnet oder gar gewittert, aber auch bei Sonnenschein, falls der Wind zu stark pustet. Dann darf der Aufzug nämlich nicht mehr bis ganz nach oben fahren.
Daher empfiehlt es sich, vor dem Besuch vorher im Turm anzurufen und sich zu erkundigen. Zum Glück hatten wir uns einen Platz im Restaurant, ganz im Stil der zwanziger Jahre, reserviert.
Dort gab es ein leckeres Buffet, wenn auch nicht unbedingt zum Schnäppchenpreis und auch eine sehr schöne Aussicht auf Berlin und seinen (meinen;)) Fernsehturm am regengrauen Horizont.


Nach einer Bauzeit von zwei Jahren wurde der Berliner Funkturm am 3. September 1926 anlässlich der „3. Großen Funkausstellung“ eröffnet. Auf der Internetseite zum Funkturm wird er übrigens als „kleiner Bruder“ des Eiffelturms bezeichnet. Ihr merkt, die Familienverhältnisse unter den europäischen Türmen sind etwas komplex und gendermäßig herausfordernd, zumindest für mich.;) Der Eiffelturm soll baulich Vorbild für den Funkturm gewesen sein. Gestaunt habe ich darüber, dass 1929 über die Antennen vom Berliner Funkturm aus die weltweit ersten Fernsehbilder ausgestrahlt wurden. 1935 kam es zu einem Großbrand in einer Messehalle. Das Feuer griff auch auf den Funkturm über und ein Teil des Restaurants wurde beschädigt. Im Zweiten Weltkrieg wurde erneut das Restaurant beschädigt und auch ein Stützpfeiler von einer Granate getroffen. Zum Glück entschloss man sich zur Reparatur und gegen einen Abriss. „Rund 7,2 Tonnen Stahl und 800 Kilogramm Schrauben waren nötig, um den angeschlagenen Riesen wieder zusammenzuflicken.“ Nach dem Krieg wurde in der Spitze ein 3000-Watt-Scheinwerfer installiert, der sich 25 Mal in der Minute drehte und in einem Umkreis von 60 Kilometer zu sehen war. Damit war der Funkturm auch ein „Leuchtturm für alle Flugzeuge, die Berlin als Luftkreuz Europas anflogen.“ Er leuchtete auch während der Berlin-Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949 den Rosinenbombern den Weg über die Berliner Luftbrücke. Heute spielt der Funkturm kaum noch eine Rolle als Funk- und Antennenträger, ist jedoch noch immer eins der bekanntesten Wahrzeichens Berlins und vor allem der Messe Berlin.
Für mich war der Abend im Funkturm-Restaurant mit Blick auf den Berliner Fernsehturm ein schöner und gemütlicher Abschluss der drei Monate „Prüfungsleistungs-Bloggen“ für das Modul Kulturgeschichte des Schreibens / Schreiben in Digitalen Medien im Rahmen des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Biografisches und Kreatives Schreiben an der Alice Salomon Hochschule Berlin.Es war auch ein kleines Dankeschön an meine Family, die ohne (großes) Murren akzeptierte, dass ich an den zwölf vergangenen Wochenenden auf der Suche nach Ansichten eines Turms durch Berlin streifte, sie mich immer wieder mal begleitete und immer zu meinen ersten Lesern gehörte. Herzlichen Dank auch an alle anderen Leserinnen und Lesern meines Blogs und eure interessierten, lieben Kommentare, die mich entweder hier oder auch analog 😉 erreichten. Fest steht, dass aus Pflicht Spaß an der Freude wurde und das heißt: Ich werde weitere Ansichten eines Turms bloggen, nicht unbedingt einmal pro Woche, aber regelmäßig immer wieder mal, vielleicht einmal oder zwei Mal im Monat. Ich freue mich auch sehr über Hinweise auf Berliner Fernsehturm–Ansichten, denen ihr begegnet und die euch gefallen. Gerne folge ich euren Empfehlungen. In diesem Sinne: Wir sehen, hören und lesen uns. Ich freue mich drauf. 🙂
Liebe Sabine,
das ist ja schön, dass es auch bei Dir auf dem Blog weiter geht. Ich wußte bis jetzt nicht, dass man auf diesen Funkturm raufkann und dass es da oben sogar ein Restaurant gibt. Nichts gegen den Fernsehturm, aber irgendwie finde ich diese kleine Schwester knuffiger. Vielleicht weil sie kleiner ist und für mich jedenfalls leicht nostalgisch angehaucht erscheint.
Liebe Grüße
Anne
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Ich finde es auch schön, dass es beim Küchenblock – https://kuechenblocksite.wordpress.com/ – weitergeht! Und ich stimme ich dir zu, liebe Anne, die kleine Schwester umgibt ein gewisses nostalgisches Flair. 🙂
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Liebe Sabine
Also das ist auf jeden Fall eine Schwester und kein Bruder 🙂
Danke für den schönen Abschluss Deiner 12er-Reihe. Ich wusste gar nicht, dass der Turm schon so alt ist. Restaurant im 20er-Jahre-Stil? Da muss ich hin!
Schön machst Du weiter, herzlich, Urs
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🙂 – Es gibt noch viele erzählenswerte Ansichten eines Turms, da kann ich einfach nicht aufhören… 😉 Und ich finde es auch schön, dass es bei dir mit einer neuen 12er-Reihe weitergeht: https://icurateyou.wordpress.com/
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Liebe Sabine,
Restaurant im 20er Jahre Stil hat mich auch angesprochen. Auch der Fahrstuhl nach oben sieht noch sehr nostalgisch aus (das lässt mich ja eher erzittern 🙂
Danke für Deine 12 Turmansichten, die ich mir sicher für meine nächsten Berlinbesichtungen immer mal wieder als Inpiration ansehen werde.
Herzliche Grüße
Christiane
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Das freut mich, wenn ich dich für deine Berlinerkundungen ein bisschen inspirieren konnte. – Und bei dir geht’s auch weiter, wenn ich bei Twitter richtig gelesen habe, super: https://derrauminmir.wordpress.com/
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Liebe Sabine,
ja, eine Schwester und was für ein schöner Eingang und ein so passendes (hoffentlich nur vorläufiges) Abschluss-Foto. Ich habe dich und den Fernshturm und heute auch seine kleine Schwester sehr gerne begleitet, immer wieder neue Infos und AnSichten auf ihn bekommen.
Wir, der Fernsehutrm und ich, haben in zwei Wochen ein ganz persönliches Date, bin gespannt, wie er denn so in ganz real ist, freue mich auf jeden Fall, ihn endlich zu treffen,
liebe Grüße und danke,
Mia,
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Danke, liebe Mia, vor allem auch für deine treue Begleitung! 🙂 Und ich wünsche dir ein schönes Date in zwei Wochen! ❤
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… und für alle, die hier mitlesen, möchte ich auch gerne auf dein Blog hinweisen: http://www.wenn-leben-erzaehlt.de/nachtschreiberin/
Viel Spaß und Freude beim Lesen! 🙂
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Liebe Sabine,
da ich etwas aus der Blogpuste bin (so als wäre ich zu Fuss auf den Funkturm geklettert), gratuliere ich dir einfach nur zum Finale. Hat mir viel Spaß gemacht!
Herzliche Grüße, Amy
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Danke, liebe Amy, auch dir herzlichen Glückwunsch zum Finale und zu deinem wunderbaren Blog: https://digitalschreiben.wordpress.com/
Ich wünsche dir viel Kraft und an den richtigen Stellen bzw. in den richtigen Momenten einen gemütlichen Fahrstuhl, von dem du dich tragen lassen kannst. ❤
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Liebe Sabine,
was für eine schöner familiärer Höhepunkt deiner Serie. Ich finde auch, dass der Funkturm viel weibliche Eleganz hat. Ich werde ihr nach der Sommerpause mal einen Besuch abstatten (darf man auch die Treppe zur Aussichtsplattform nehmen?) – das 20er-Flair im Restaurant hat Charme.
Vielen Dank für die spannenden und persönlichen Einblicke und Ansichten rund um deinen Turm. Ich freue mich schon auf deine weiteren Beiträge!
Herzliche Grüße
Ulrike
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Liebe Sabine,
vielen lieben Dank für diesen zum Glück doch nicht letzten Ausflug. Ich bin schon ganz gespannt, was es noch alles zu erfahren gibt.
Glückwunsch für’s erste und auf baldiges Wiederlesen!
lg. mo…
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Liebe Sabine,
und noch ein Sommerferienausflugsziel lieferst du damit für mich und meine Söhne — auch ich wusste nicht, dass man da oben rauf kann. Und dass es zudem noch ein Restaurant gibt.
Ich werde weiterhin vorbeischauen 🙂
Herzlich, Heike.
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Hallo Sabine ,
interessante Einblicke. Vielleicht ist der sanierte Schaumbergturm ein Bericht wert ???
Liebe Grüße
Bernhard
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Wissenswerte historische Daten spannend und liebevoll ummantelt, toll!
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