Heute machte ich mich auf den Weg zu einem kleinen Fest: Seit dem 1. Mai 2014 hat der Müggelturm einen neuen Besitzer und feiert seitdem am Tag der Arbeit Geburtstag. Allerdings ist der Aussichtsturm auf dem Kleinen Müggelberg in der Nähe des Müggelsees im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick schon viel älter als drei Jahre. In seiner jetzigen Form wurde er an Silvester 1961 eröffnet.
An derselben Stelle stand bereits um 1880 ein Turm aus Holz. Da er nur zehn Meter hoch war, hatte man von dort keinen guten Ausblick. Er wurde daher auf 27 Meter im chinesischen Pagodenstil vergrößert, um ein Restaurant erweitert und an Ostern 1890 eröffnet. In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kamen weitere Gebäude dazu.
„Anfang 1945 erklärte die SS den Müggelturm zum militärischen Objekt: Während des II. Weltkriegs diente er als Beobachtungsposten für die Artillerie sowie als Funkturm zur Nachrichtenübermittlung. Kurz vor Kriegsende, war er vor seiner völligen Zerstörung gerettet worden. Volkssturmmänner hatten zwei Zentner Dynamit im unteren Turmraum für die Sprengung vorbereitet. Aber der Gastwirt, der damals seit 26 Jahren auf dem Turm zu Hause war, riss gleichsam im letzten Moment die Zündschnüre ab.“ (http://koepenick.net/mueggelturm.htm)
Was der mutige Turm-Gastwirt Walter Wichelhaus noch verhindern konnte, erledigte im Jahr 1958 ein Feuer: Der Holzturm brannte komplett nieder.
Der Müggelturm in seiner heutigen Form und Höhe von fast 30 Metern wurde von Studenten der Kunsthochschule Berlin-Weißensee entworfen. Nach 126 Stufen erreiche ich eine kleine Plattform mit einem Rundgang. Die Aussicht über die Wälder und den Müggelsee ist wunderschön. „Auf Quadratmeilen hin nur Wasser und Wald. Nichts, was an die Hand der Kultur erinnerte. Nicht Weg, nicht Steg und keine andere Fahrstraße sichtbar, als das verwirrende Flußnetz, das sich durch die scheinbar endlosen Forstreviere zieht. Kein Hüttenrauch steigt auf, keine Herde weidet an den Ufern entlang, und nur eine Fischmöwe schwebt satt und langsam über dem Müggelsee.“ – So beschreibt Theodor Fontane in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg den Blick über Müggelberge und Müggelsee. Ich kann gut nachvollziehen, dass bereits 1890, im Eröffnungsjahr des hölzernen Pagodenturms, 52.000 Besucher gezählt wurden.
Im Nordwesten kann ich die Skyline von Berlin sehen, samt Berliner Fernsehturm stecknadelgroß am Horizont, auf dem Foto leider kaum zu erkennen.
Südöstlich befindet sich der Große Müggelberg. Dort steht der dreißig Meter hohe Fernsehturm Müggelberge, zu erkennen an der Antennenkuppel und ein 64 Meter hoher Stahlfachwerkturm bestückt mit vielen Antennen und Sendeanlagen.
Ursprünglich sollte genau an dieser Stelle ein 130 Meter hoher Fernsehturm für Ostberlin gebaut werden. 1954 wurde mit dem Projekt begonnen. Das DDR-Innenministerium fand allerdings nach mehr als einem Jahr Bauzeit – überraschenderweise 😉 – heraus, dass ein so hoher Turm den Flugverkehr gefährden könne. Der Flughafen Schönefeld liegt nur acht Kilometer vom Großen Müggelberg entfernt. Nach dem Baustopp wurde aus dem Gebäudestumpf der Fernsehturm Müggelberge. Die DDR-Führung überlegte nach der Großen Müggelberg-Fehlplanung, den Berliner Fernsehturm im Volkspark Friedrichshain zu bauen. 1964 fiel die Entscheidung für den Platz westlich des Bahnhofs Alexanderplatz.
Die kleine Schwalbe am Müggelsee wartet – genau wie ich – sehnsüchtig auf wärmeres Wetter.
Hat dies auf Mia.Nachtschreiberin. rebloggt und kommentierte:
Liebe Sabine,
ich freue mich gerade sehr, dass ich den Turm bereits kenne, aber nur vom Schiff auf dem Müggelsee aus, dort hinaufgeklettert bin ich nich nicht, aber er kommt auf meine Berlin-Urlaub-Wochen-Liste ….
Ich mag ihn und sein Aussehen und die Landschaft, in die er gebettet ist, ich war im letzten Sommer ganz überrascht, eine solche Seen-Landschaft hier in Berlin vorzufinden, wo wir bei Bildern im Kopf sind …
Auf jeden Fall freue ich mich, mir im Sommer ein eigenes Bild von ihm und seiner tollen Aussicht zu machen und wünsche mir bis dahin genau wie du endlich weniger Regen und viel Sonne,
liebe Grüße,
Sabine
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Cool, dass du eine Berlin-Urlaub-Wochen-Liste hast! Ich drücke dir schon mal jetzt fest die Daumen, dass Berlin dich während deines Urlaubs spätestens dann mit viel Sonne und Wärme verwöhnen wird. 🙂
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Liebe Sabine,
Berlin hat ja tatsächlich einen Berg… der fiel mir als erstes auf Deinen Fotos ins Auge. Die Aussicht vom Turm ist grandios. Danke, dass Du mir mit Deinem Foto die Stufen gespart hast.
Liebe Grüße
Anne
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Wikipedia spricht da eher von Hügel und Erhebung, statt von Berg. 😉 Aber immerhin: Der Große Müggelberg ist die höchste natürliche „Erhebung“ in Berlin. Um diesen Platz 1 zu belegen, reichen seine knapp 115 Meter Höhe aus. 🙂
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Danke für den interessanten Bericht und die beeindruckenden Fotos aus Berlins höheren Lagen. Wie man diesem Video entnehmen kann, leben offenbar auch viele Marienkäfer im Müggelturm: https://youtube.com/watch?v=Z4-AhbSGtHE
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Danke, Markus, für den Link zu diesem coolen Video. Dachte jeden Moment, dass gleich ein Verbrechen passiert oder entdeckt wird. Marienkäfer habe ich bei meinem Besuch nicht gesehen. Zum Glück! Einzeln finde ich die süß, aber in diesen Mengen irgendwie … scary… 😉
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Liebe Sabine,
danke für diesen interessanten und informativen Eintrag. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Bauwerke sich in Berlin befinden, von denen ich noch nie etwas mitbekommen habe, obwohl sie so scheinbar prägnant sind. Das hier sieht auf jeden Fall nach einem baldigen Ausflugsziel aus. Ich freue mich darauf, die Aussicht dann live genießen zu können. Und vielleicht können die Schwalbe und ich unsere Gesichter dann auch endlich in die Sonne halten 😉
Herzlich, Fe.
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Liebe Sabine,
jetzt habe ich richtig Lust auf die Entdeckung des Müggelturms bekommen und möchte wie Fontane Wasser und Wald mit „Nichts, was an die Hand der Kultur erinnerte“ sehen. Deine Fotos sind ein schöner Vorgeschmack. Sehr interessant auch deine Hintergrundinformationen dazu (schade, dass der Holzturm abgebrannt ist).
Wie die kleine Schwalbe warte ich auf den Sommer und dann wandere ich los auf den Müggelberg. Danke dafür.
Herzliche Grüße
Ulrike
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Liebe Sabine,
was für eine tolle Aussicht! Vielen Dank für die kleine Historie und die schönen Bilder. Vor allem das mit der Schwalbe mag ich wahnsinnig gern.
Liebe Grüße
mo…
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